„Ich beherrsche die Deutsche Gebärdensprache (DGS) und kann von den Lippen ablesen, wenn jemand deutlich spricht, aber viele Leute tun das nicht und schauen mich komisch an, wenn ich gebärde.“

Sarah ist 22 und gerade im dualen Studium zur Verwaltungsinformatikerin. Sie lebt meistens zu Hause bei ihren Eltern, wenn sie nicht unterwegs ist. Sie ist gehörlos, kann Geräusche in ihrer Umgebung oder Sprache nicht wahrnehmen. Die Gebärdensprache beherrscht sie flüssig und würde gerne mehr Leute kennen, mit denen sie so kommunizieren kann.

Neue Situationen oder Menschen kennenzulernen erfordert viel Mut und Konzentration von ihr. Sie muss sehr auf ihre Umgebung achten und bei Unbekannten intensiv auf Gesicht und Gestik achten, um etwas zu verstehen. Das macht auch ihr Studium außergewöhnlich anspruchsvoll für sie.

Mit ihrem Android Tablet chattet Sarah gerne mit Freunden, die auch die Gebärdensprache beherrschen über Videochat. Au ihrem Notebook geht das nicht immer so gut, da sie nicht immer eine gute Internetleitung hat und die Übertragung dann manchmal stockt oder asynchron ist.

Mit ihrem iPhone schreibt sie Nachrichten, zum Videochat benutzt sie es aber nicht gerne, da das Display zu klein ist, um andere gut sehen zu können.

Am liebsten hätte Sarah, dass mehr Leute Gebärdensprache beherrschen. Ihr hörender Bruder kann es ziemlich gut und sich gut mit ihr unterhalten, ihre Eltern könne die Grundlagen, aber nicht viel mehr

Auf YouTube oder bei Instagram Videos hätte Sarah gerne immer Untertitel, die auch vernünftig wiedergeben, was gerade gesagt wird, oder bei Musik auch die Liedtexte einblenden.

Vor allem ärgert sich Sarah über Inhalte, die Sound abspielen und sie die darin enthaltenen Informationen nicht bekommen kann. Auch bei Liedern oder Musikvideos hätte sie gerne die Texte und nicht nur eine Anzeige „Musik spielt“. Unterschiedliche Farben bei Dialogen fände sie auch hilfreich, um unterscheiden zu können, wer gerade spricht.

Wenn es Transkriptionen zu Videos gibt ist das auch in Ordnung, aber lange Texte sind für sie sehr schwierig zu lesen und aufzunehmen. Am besten versteht sie Gebärdensprache.

Ohne automatische Textkorrektur würde Sarah auch manchmal verzweifeln, da sie einige Schwierigkeiten mit der Schriftsprache hat.

Am meisten regt sie sich auf, wenn es gar keine Alternative für Gehörlose gibt und zum Beispiel ihre Mutter für sie Anrufe übernehmen muss, weil keine Mail oder Chatkommunikation angeboten wird.
Auch bei Türklingeln mit Gegensprechanlage kommt sie nicht weiter, sondern kann immer nur sagen, dass sie nichts hört, bis dann vielleicht die Tür aufgeht, oder sie jemand anderem folgen kann.

Ohne eine Möglichkeit bei der Eingabe ihrer Handynummer darauf hinzuweisen, dass sie Textnachrichten bekommen möchte und keine Anrufe, können ihr viele Anrufe entgehen.

Unterstützende Maßnahmen für Sarah

Permalink "Unterstützende Maßnahmen für Sarah"
  • Informationen und Angebote in Gebärdensprache erläutern und bei großer Nachfrage eine Übersetzung in Gebärdensprache anbieten. Ganz allgemein mehrere Kontaktmöglichkeiten anbieten und den Kontaktsuchenden die Wahl lassen, über welches Medium sie kommunizieren möchten und können. Nachfragen, was gewünscht wird und diese Wünsche berücksichtigen und umsetzen.
  • Texte strukturieren und mittels Überschriften in übersichtliche Blöcke aufteilen.
  • Videos mit Untertiteln versehen und diese auch auf Verständlichkeit und Genauigkeit überprüfen lassen. Transkripte für reinen Audioinhalt gut sichtbar bereitstellen und bei wichtigen Inhalten auch eine Erklärung in Gebärdensprache.

Quelle: Government Digital Service (2019). Accessibility Personas. Saleem. Freigegeben unter Open Government License.

Informationen zu diesem Artikel

Gerne können Sie uns Feedback per E-Mail zu unserer Handreichung senden!