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Die Wahl des Formats sollte sich nach dem Inhaltstyp richten. In diesem Artikel wird zwischen den folgenden Inhaltstypen unterschieden:

  • Strukturierter Text
  • Formular
  • komplexe Modelle und Strukturen
  • Video
  • OCR

Unter “strukturiertem Text” verstehen wir textliche Inhalte mit einer klaren Struktur (Überschriften, Absätze, Listen, Tabellen). Auch Bilder und andere grafische Abbildungen können eingebettet sein.

Dafür sind v.a. die folgenden Dateiformate geeignet:

  • MS Word oder LibreOffice Writer. Ein Word- oder Writer-Dokument kann mit relativ geringem Aufwand barrierefrei gestaltet werden. Es gibt kostenlose Reader für alle Plattformen. Siehe Abschnitt MS Word .
  • MS PowerPoint oder LibreOffice Impress. Folien im PowerPoint- oder Impress-Format können auf einfache Weise barrierefrei gestaltet werden. Es gibt kostenlose Reader für alle Plattformen. Siehe Abschnitt MS PowerPoint .
  • HTML. Ein Web-Dokument besteht fast immer aus mehreren Dateien (HTML, CSS, Bilder). Deshalb sollte es auf einem Webserver gehostet werden. Web-Dokumente sind nicht Teil dieser Handreichung.
  • EPUB. Ein EPUB-Dokument ist im Prinzip ein Web-Dokument, das als E-Book strukturiert ist. Allerdings gibt es hier aktuell noch nicht so viele Tools zur barrierefreien Gestaltung, und wenige Reader. Wir verweisen dazu auf das Angebot des Börsenvereins des deutschen Buchhandels: Leitfaden barrierefreie EPUB3-E-Books.
  • Adobe InDesign. Das InDesign-Format bietet mehr gestalterische Möglichkeiten gegenüber MS Word. Die Veröffentlichung geschieht dann als PDF-Dokument. Siehe Abschnitt Adobe InDesign .
  • PDF. Das PDF-Format bietet Vorteile gegenüber den MS-Office-Formaten bezüglich der plattformunabhängigen Darstellung und bei der Datensicherheit. Aber es ist aufwändiger in der barrierefreien Gestaltung. Deshalb sollte man nur dann PDF verwenden, wenn man auf dessen Vorteile angewiesen ist (zum Beispiel bei geschützten Formularen). Siehe Abschnitt PDF Dokument .
  • LaTeX. Um LaTeX-Dokumente zu erstellen, muss man die Seitenbeschreibungssprache LaTeX beherrschen. Bei der Veröffentlichung wird dann meist auf HTML oder PDF zurückgegriffen. Um die Barrierefreiheit des finalen Dokuments sicherzustellen, muss eine aufwändige “Pipeline” (Produktionsprozess) eingerichtet werden. Dies ist nicht Gegenstand dieser Handreichung.
  • Ein E-Buch ist ein Wordformat, das in Schulen verwendet wird (siehe E-Buch-Steckbrief). Es wurde von der Blindenstudienanstalt (Blista), Marburg spezifiziert und wird in einigen Medienzentren der Bundesländer eingesetzt, z.B. im Medienzentrum der Johann-Peter-Schäfer-Schule. Das E-Buch ist nicht Gegenstand dieser Handreichung.

Formulare bestehen aus strukturiertem Text mit eingebetteten Eingabefeldern, die von Nutzenden interaktiv bearbeitet werden. Bei Formularen ist die Datensicherheit ein wichtiger Aspekt.

Für Formulare sind die folgenden Dateiformate geeignet:

  • HTML. Ein Web-Formular sammelt die Daten an zentraler Stelle auf einem Webserver. Es kann auf allen Plattformen barrierefrei ausgefüllt werden. Aber es erfordert eine Online-Verbindung zur Zeit der Ausfüllung. Dies ist nicht Gegenstand dieser Handreichung.
  • PDF. Ein PDF-Formular kann offline ausgefüllt werden. Aber wenn es per Email versandt wird, ist der Datenschutz nicht sicher gewährleistet. Barrierefreie PDF-Formulare können aus Word- oder InDesign-Dokumenten erzeugt werden. In beiden Fällen muss das PDF-Formular noch in Acrobat nachbearbeitet werden. Siehe Abschnitt PDF Formular .

Unter “komplexe Modelle und Strukturen” verstehen wir die visuelle Darstellung von meist komplexen Strukturen in wissenschaftlicher Literatur. Die Struktur wird meist in einem Domänen-spezifischen Format beschrieben, und die visuelle Darstellung dient nur als Hilfe zur besseren Erfassung durch die menschlichen Betrachtenden.

Einige Beispiele komplexer Modelle und Strukturen:

  • UML-Diagramme. Visuelle Darstellung von Programmeigenschaften in der Informatik. Siehe u.a. PlantUML.
  • Mathematische Formeln. Als Notation mathematischer Formeln hat sich LaTeX etabliert. Siehe Wikibooks LaTeX/Mathematics (en). LaTeX-Formeln können in Webseiten mittels MathJax barrierefrei eingebettet werden.
  • Chemische Formeln. Zur Notation chemischer Formeln kann ChemFig verwendet werden. Siehe Wikibooks LaTeX/Chemical Graphics (en).

Für die barrierefreie Darstellung komplexer Modelle und Strukturen ist es wichtig, eine “Pipeline” (Produktionsprozess) aufzubauen, die zu einem barrierefreien Endergebnis führt. Dafür sind meist programmiertechnische Kenntnisse erforderlich. Weitere Details sind nicht Gegenstand dieser Handreichung.

Ein Video ist ein multimediales Dokument, das meist aus einer Bild- und einer Tonspur besteht. Aus Gründen der Barrierefreiheit sollte es auch mindestens eine Untertitelspur und in der Regel eine Audiodeskriptionsspur haben. Videos werden meist als MP4-Dateien gespeichert. Untertitel werden meist separat als VTT-Dateien oder SRT-Dateien abgelegt. Zu einem barrierefreien Video gehört auch ein barrierefreier Videoplayer.

Hinweise zur Erstellung barrierefreier Videos sind nicht Gegenstand dieser Handreichung.

Zum Inhaltstyp OCR (“Optical Character Recognition”) gehören eingescannte und abfotografierte Dokumente, die keine interne Struktur haben. Oft werden gescannte Dokumente in einer PDF als Bild gespeichert. Mittels OCR kann die Schrift aus der PDF-Datei extrahiert werden. Die Ergebnisse sind sehr von der Qualität und Auflösung des Scan-Vorgangs abhängig.

OCR-Dokumente sollten vermieden werden, denn sie können nur unter großem Aufwand barrierefrei aufbereitet werden. Dies ist nicht Gegenstand dieser Handreichung.

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