Die Kombination von Mathematik und Barrierefreiheit ist ein komplexes Thema, das differenziert betrachtet werden muss. Zunächst stellt sich die Frage, für welche Zielgruppe und in welchem Detaillierungsgrad die Informationen gedacht sind:

  • reine mathematische Informationsvermittlung oder
  • Mathematik im Lern- und Lehrkontext nutzen.

Mathematische Informationsvermittlung

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Für die allgemeine Vermittlung von mathematischen Formeln, Grafiken und Inhalten sollte grundlegend darauf geachtet werden, als Darstellungsoption keine Rastergrafiken (z. B. JPG, PNG), sondern skalierbare Varianten (Vektorgrafiken, z. B. SVG, EPS) zu verwenden:

  • Für mathematische Formeln eignen sich LaTeX bzw. MathML-/XML-basierte Darstellungen (die auf Webseiten z. B. mittels MathJAX dargestellt werden können und darüber hinaus auch in Alternativtexten zur Verfügung stehen)
  • und für Graphen/Grafiken sollten Vektorgrafiken (SVG) genutzt werden.

Diese Varianten ermöglichen eine verlustfreie Vergrößerung der Inhalte bzw. einen Zugriff auf Alternativtexte.

In der folgenden Tabelle ist dieselbe Formel einmal als Bild und einmal auf LaTeX basierend dargestellt, um die Unterschiede in der Darstellungsqualität zu veranschaulichen.

BildMathML-Darstellung
Formel: $\frac{m_1}{m_2}=\frac{\sin\beta}{\sin\alpha}$$$\frac{m_1}{m_2}=\frac{\sin\beta}{\sin\alpha}$$

Darstellung von Graphen/Grafiken

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Nachfolgend ist derselbe Graph links als SVG-Datei, d. h. als Vektorgrafik, eingebettet und rechts als PNG-Datei, d. h. als Rastergrafik, um die Unterschiede hinsichtlich der Skalierbarkeit zu veranschaulichen.

Darstellung einer Parabel als Vektorgrafik Darstellung einer Parabel als Rastergrafik

In der Praxis ist der Unterschied oft weniger stark ausgeprägt. Um die Problematik zu verdeutlichen, wurde die Rastergrafik absichtlich in geringerer Auflösung erstellt. Besonders deutlich wird der Vorteil der SVG-Datei beim nachträglichen Vergrößern: Vektorgrafiken lassen sich beliebig skalieren, ohne an Schärfe zu verlieren.

Mathematik im Lern- und Lehrkontext

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In Bildungseinrichtungen geht es nicht nur um das Lesen, sondern auch um das Verstehen und Anwenden von Mathematik. Hier setzt das Projekt Math4VIP der Universität Marburg und des Karlsruher Instituts für Technologie an. Ziel des Projektes ist es, Studierenden mit Seheinschränkung den Zugang zu mathematischen Inhalten zu erleichtern.

Insbesondere in den MINT-Studiengängen stellen die mathematischen Anteile für sehbeeinträchtigte Studierende eine große Herausforderung dar, da die im Studium behandelten komplexen Inhalte häufig visuell vermittelt werden. Nur wenige Hochschulen bieten professionelle Unterstützung bei der Aufbereitung dieser Materialien an, so dass betroffene Studierende auf individuelle Assistenzen angewiesen sind. Dies kann sich negativ auf den Studienerfolg auswirken.

Das Ziel des Math4VIP-Projektes ist es daher, eine zentrale Plattform zu schaffen, die Informationen über barrierefreien Zugang zu Mathematik sowie Schritte zur barrierefreien Aufbereitung mathematischer Inhalte bereitstellt. Dabei werden neue Standards entwickelt und entsprechende Materialien erstellt und Leitfäden für unterschiedliche Zielgruppen verfasst. Durch Öffentlichkeitsarbeit sollen diese Maßnahmen bekannt gemacht werden. So erhalten Studierende mit Sehbeeinträchtigung unabhängig von ihrer Hochschule Zugang zu barrierefreien Materialien.

Zur Verfügung stehen gezielte Handreichungen für:

  • Studierende bzw. Lernende,
  • Lehrende und
  • Umsetzende.

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