Allgemeine Einordnung
Permalink "Allgemeine Einordnung"Tabellen sind ein unverzichtbares Werkzeug, um Daten in einer leicht verständlichen visuellen Form darzustellen.
Tabellen selbst können jedoch für bestimmte Personengruppen eine erhebliche Barriere darstellen, insbesondere für Menschen, die auf Screenreader-Programme oder andere unterstützende Technologien angewiesen sind. Diese Technologien haben oft Schwierigkeiten, die komplexen Strukturen und Beziehungen innerhalb von Tabellen richtig zu interpretieren und wiederzugeben.
Grundsätzliche Überlegungen
Permalink "Grundsätzliche Überlegungen"Ein häufiges Problem von Tabellen ist die fehlende semantische Struktur. Viele Tabellen sind nicht korrekt mit Informationen über sogenannte „Kopfzellen" (z. B. in HTML mit <th> - table header) sowie mit Attributen oder Beschreibungen versehen, so dass Screenreader-Programme nicht wissen, wie sie den Inhalt kontextualisieren sollen. Ohne diese Informationen kann es für Nutzende schwierig sein zu verstehen, welche Daten miteinander verknüpft sind und was sie bedeuten.
Außerdem fehlt oft eine logische und konsistente Anordnung der Daten. Insbesondere können verschachtelte oder verbundene Zellen zusätzliche Hindernisse darstellen, da sie die lineare Leselogik eines Screenreader-Programms stören.
Wird darüber hinaus ein Übermaß an Fakten und zusammenhängenden Daten in einer einzigen Tabelle gebündelt, so ist die Komplexität sehr rasch unübersichtlich. Die Aufteilung komplexer Tabellen in mehrere kleinere Tabellen erleichtert das Verständnis für alle Nutzende.
Beispiel aus der Praxis
Permalink "Beispiel aus der Praxis"Dass verschachtelte Tabellen eine besondere Herausforderung darstellen, soll das folgende Beispiel aus der Praxis veranschaulichen.
Tag | Veranstaltung | ||
---|---|---|---|
Zeitplan | Thema | ||
Beginn | Ende | ||
Montag | 8:00 Uhr | 17:00 Uhr | Einführung |
1. Themengebiet | |||
Dienstag | 8:00 Uhr | 11:00 Uhr | 2. Themengebiet |
11:00 Uhr | 14:00 Uhr | 3. Themengebiet | |
14:00 Uhr | 16:00 Uhr | ||
Mittwoch | 8:00 Uhr | 12:00 Uhr | Ausblick |
Legende | Morgens | Mittags | Nachmittags |
Anmerkungen
Permalink "Anmerkungen"Dieses Praxisbeispiel steht explizit für eine Umsetzung, die nicht empfehlenswert ist. Im zugrundeliegenden Original weisen darüber hinaus der gewählte Blauton sowie der gewählte Grünton keinen ausreichenden Kontrast zur Schriftfarbe Schwarz auf.
Maßnahmen
Permalink "Maßnahmen"Um Tabellen zugänglicher zu machen, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
Alternativen nutzen: Bieten Sie nach Möglichkeit alternative Darstellungsformen an, z. B. Listen oder zumindest eine Aufteilung in kleinere, weniger komplexe Tabellen.
Beschriftung und Kontext: Stellen Sie sicher, dass jede Tabelle eine klare Überschrift hat, und geben Sie gegebenenfalls eine kurze Beschreibung oder Anleitung, wie die Tabelle zu verwenden und zu verstehen ist. Fügen Sie zu diesem Zweck zusätzlich „alternative" Texte hinzu, indem Sie z. B. in Microsoft Word mit der rechten Maustaste auf die Tabelle klicken und "Tabelleneigenschaften" auswählen. Dort können Sie unter dem Reiter "Alternativtexte" eine Beschreibung eingeben. In HTML fügen Sie zusätzlich eine Beschreibung über <table summary="Zusammenfassung"> ein.
Semantische Elemente verwenden: Weisen Sie Kopfzellen einer Tabelle als Kopfzellen aus. Nutzen Sie dazu in Microsoft Word das Attribut „Gleiche Kopfzeile auf jeder Seite wiederholen" und in HTML die Kennzeichnung <th> für Kopfzellen.
Linearisierung überprüfen: Testen Sie Ihre Tabelle mit einem Screenreader-Programm, um sicherzustellen, dass die Daten in einer sinnvollen Reihenfolge vorgelesen werden.
Konsistenz wahren: Achten Sie darauf, dass ähnliche Datentypen immer in derselben Spalte oder Zeile stehen, und vermeiden Sie unnötige Verschachtelungen oder verbundene bzw. geteilte Zellen.
Durch die Einhaltung dieser „Best Practices" kann sichergestellt werden, dass Tabellen für Menschen, die auf Screenreader-Programme und andere assistive Technologien angewiesen sind, zugänglich sind und somit eine inklusivere digitale Umgebung geschaffen wird.
Beispiel aus der Praxis: Alternative Darstellungen
Permalink "Beispiel aus der Praxis: Alternative Darstellungen"Unter Beachtung des Maßnahmenkatalogs lassen sich für das oben angeführte Praxisbeispiel verschiedene alternative Darstellungen finden.
Alternative 1: Komplexität vereinfachen
Permalink "Alternative 1: Komplexität vereinfachen"In einer ersten alternativen Darstellung wird das Ereignis in einem einleitenden Satz erwähnt und auf die doppelte Verschachtelung a. Veranstaltung (mit Zeitplan und Thema) sowie b. Zeitplan (mit Beginn und Ende) verzichtet. Aufgrund der Angabe der konkreten Uhrzeiten ist die farbige Legende in der letzten Zeile redundant und kann ebenfalls entfallen.
Bei Wochentagen, denen mehrere Zeilen zugeordnet sind, wird zudem darauf verzichtet, die Kopfzelle über mehrere Zeilen zu verbinden. Stattdessen wird der Wochentag wiederholt. Bei einem Ereignis, dem mehrere Themen zugeordnet sind, wird auf eine Teilung der Zelle und die Darstellung der Themen in getrennten Zeilen verzichtet. Stattdessen wird eine lineare Formulierung (Thema 1 und Thema 2) gewählt. Bei separaten Ereignissen zu demselben Thema wird - wie beim Wochentag - darauf verzichtet, die Zelle über mehrere Zeilen zu verbinden. Stattdessen wird das Thema (mit einem ergänzenden Zusatz) wiederholt.
Tabelle XYZ: Die folgende Tabelle zeigt den zeitlichen Ablauf der Veranstaltung XYZ.
Tag | Beginn | Ende | Thema |
---|---|---|---|
Montag | 8:00 Uhr | 17:00 Uhr | Einführung und 1. Themengebiet |
Dienstag | 8:00 Uhr | 11:00 Uhr | 2. Themengebiet |
Dienstag | 11:00 Uhr | 14:00 Uhr | 3. Themengebiet - Teil 1 |
Dienstag | 14:00 Uhr | 16:00 Uhr | 3. Themengebiet - Teil 2 |
Mittwoch | 8:00 Uhr | 12:00 Uhr | Ausblick |
Alternative 2: Alternative nutzen
Permalink "Alternative 2: Alternative nutzen"Der Inhalt der Tabelle aus dem oben angeführten Praxisbeispiel lässt sich alternativ auch als Liste darstellen. Bei einem Ereignis, dem mehrere Themen zugeordnet sind, sowie bei separaten Ereignissen zu ein und demselben Thema werden dabei die in Alternative 1 getroffenen Maßnahmen beibehalten.
Liste XYZ: Die folgende Auflistung zeigt den zeitlichen Ablauf der Veranstaltung XYZ.
- Montag
- 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr: Einführung und 1. Themengebiet
- Dienstag
- 8:00 Uhr bis 11:00 Uhr: 2. Themengebiet
- 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr: 3. Themengebiet - Teil 1
- 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr: 3. Themengebiet - Teil 2
- Mittwoch
- 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr: Ausblick
Anforderungen zur Barrierefreiheit von Tabellen in PDF-Dokumenten
Permalink "Anforderungen zur Barrierefreiheit von Tabellen in PDF-Dokumenten"Wie bei den Richtlinien zur Barrierefreiheit im Allgemeinen besteht das Hauptziel von PDF/UA für Tabellen darin zu definieren, wie Tabellen in PDF-Dokumenten so dargestellt werden können, dass sie zugänglich sind.
Um als barrierefrei zu gelten, müssen Tabellen in PDF-Dokumenten geeignete semantische Strukturen verwenden und diese in einer logischen Lesereihenfolge anordnen.
PDF/UA baut auf der eigentlichen PDF-Spezifikation auf und ist als ergänzender Standard gedacht, der in Kombination mit dieser verwendet wird. PDF/UA besteht aus zwei Teilen bzw. zwei Spezifikationen, PDF/UA-1 (ISO 14289-1) und PDF/UA-2 (ISO 14289-2). Beide Teile beschreiben, wie PDF-1.7 und PDF-2.0 verwendet werden können, um barrierefreie PDF-Dokumente zu erstellen. PDF/UA-1 gilt derzeit noch als aktueller Standard, während PDF/UA-2 erst im März 2024 verabschiedet wurde und noch auf seine Verbreitung wartet. Darüber hinaus stehen derzeit (Stand: Juni 2024) auch noch keine Programme zur Verfügung, um PDF/UA-2 zu prüfen. Siehe diesbezüglich auch Abschnitt Entscheidungshilfe zu PDF Konvertern / Software zum PDF-Export.
Im Hinblick auf Tabellen erweitert und verstärkt PDF/UA-2 die Bestimmungen zu strukturellen und semantischen Informationen. So werden im PDF/UA-2 Standard Tabelleneigenschaften und Strukturen genauer definiert und Verweise auf Kopfzellen unterschiedlicher Ordnung eindeutiger bezeichnet. Dadurch ist für ein Screenreader-Programm klarer erkennbar, in welcher hierarchischen Reihenfolge verschachtelte Kopfzellen einer Datenzelle zuzuordnen sind.
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