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Lernziel für diesen Abschnitt:

  • Den Einstieg in die Nutzung von mobilen Screenreadern erleichtern

Aktuell gibt es am Markt zwei große Plattformen für mobile Betriebssysteme. Die eine Seite stellt Apple dar. Das Unternehmen produziert sowohl Hardware und entwickelt gleichzeitig Software. Dabei ist zu beachten, dass es das Betriebssystem iOS für die iPhones und iPadOS für die iPads gibt. Die andere Seite umfasst das Betriebssystem Android, welches hauptsächlich von Google weiterentwickelt wird. Gleichzeitig stellt Google eigene Geräte her. Neben Google gibt es zahlreiche andere Hersteller, die Mobilgeräte mit Android herstellen. In beiden Betriebssystemen ist ein Screenreader implementiert.

Bei Apple gibt es die Unterscheidung von zwei Bedienungshilfen, zum einen den Screenreader VoiceOver, welcher alle Bildschirmelemente vorliest und die Bedienung für Menschen ohne Sehvermögen möglich macht.

Die zweite Bedienungshilfe ist Zoom. Hier geht es darum, den Bildschirminhalt zu vergrößern und Kontraste anzupassen. Die Zielgruppe hier sind Nutzende mit Seheinschränkungen.

Bei Android sind die Bedienungshilfen in den Tools für die Barrierefreiheit zusammengefasst. Sie umfassen sowohl den Screenreader Talkback für blinde Menschen (eine Vorlesemöglichkeit), eine Zoomfunktion für seheingeschränkte Menschen sowie verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten für motorisch eingeschränkte und höreingeschränkte Menschen.

Zu beachten ist, dass die Hardwarehersteller teilweise Anpassungen an Android vornehmen. Dies kann dazu führen, dass die Zugänglichkeit sowohl der Hardware als auch der Apps variiert. Für einen Test unter Android empfiehlt es sich, möglichst Geräte zu nutzen, die als Betriebssystem eine aktuelle Android-Version verwenden und auf Anpassungen verzichten. Solche Geräte werden direkt von Google, wie auch von anderen Herstellern angeboten.

Die Bedienung des Touchscreens für Menschen ohne Sehvermögen

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Die Bedienung eines Touchscreens unterscheidet sich für Menschen ohne Sehvermögen essentiell von der Art, wie Sehende mit der Technik interagieren. Statt direkt auf ein Element zu tippen und dadurch eine Aktion auszulösen, wird bei aktiviertem Screenreader durch ein doppeltes Tippen auf eine beliebige Stelle des Bildschirms das aktuell fokussierte Element aktiviert. Durch die Wischgeste nach rechts wird der Fokus auf das nächste Element, durch ein Wischen nach links auf das vorherige Element gelegt.

Bei einem Wechsel des Fokus (z. B. durch die Wischgeste oder Bewegen des Fingers über den Bildschirm) wird das neu fokussierte Element vorgelesen.

Um blinden Menschen die Bedienung des Touchscreens zu ermöglichen, wird die Bedienung des Displays verändert. So muss bei aktiviertem Screenreader jedes Element doppelt angetippt werden, bevor es aktiviert werden kann.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Gesten, welche die Navigation auf dem Bildschirm und innerhalb von Apps erleichtern und ermöglichen. Diese können Sie den nachfolgenden Referenzen entnehmen.

Apple-Plattformen (iOS, iPadOS, tvOS, watchOS)

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Erste Schritte mit VoiceOver / Zoom

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Apple hat die beiden Screenreader unter dem Begriff “Bedienungshilfen” zusammengefasst. Diese sind aktuell im Menü “Einstellungen” zu finden.

Wenn man das Menü “Einstellungen > Bedienungshilfen” öffnet, kann man sowohl VoiceOver als auch Zoom aktivieren. Wählt man VoiceOver aus, so wird man direkt von Apple darauf hingewiesen, dass sich die Bedienung des Telefons grundlegend ändert.

Es können diverse Einstellungen für VoiceOver vorgenommen werden, die im Detail von Apple auf den entsprechenden Seiten beschrieben werden.

Wie bekomme ich einen ersten Eindruck von meiner App mit VoiceOver?

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Um nun zu erfahren, wie barrierefrei die App mit VoiceOver ist, sollte der Screenreader, wie oben beschrieben, aktiviert werden. Anschließend kann die entsprechende App gestartet werden.

Die App kann dann über die Wischgeste „ein Finger nach links oder rechts“ erkundet werden. Damit bewegt man sich nun von Element zu Element.

VoiceOver sollte jedes Element sinnvoll sprechen. Es sollte nicht nur die Art, sondern auch die Funktion des Bedienelements deutlich werden. Es sollte z.B. „Schließen“ anstatt „Schalter“ oder einer anderen kryptischen Bezeichnung gesagt werden. Auch sollte man bei diesem Test darauf achten, dass VoiceOver auch den Elementtyp, also Schalter, Überschrift, Auswahlliste, usw., spricht. Zudem sollten sich alle Elemente entsprechend bedienen lassen.

Erste Schritte mit Talkback / Zoom

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Google hat in Android die verschiedenen Bedienungshilfen unter den „Tools für die Barrierefreiheit“ zusammengefasst. Diese lassen sich auf jedem Android-Gerät aus dem PlayStore heraus installieren, sofern diese noch nicht installiert sind, oder Hersteller-eigene Bedienungshilfen installiert sind. Es empfiehlt sich, auf jedem Android-Gerät mit den „Tools für die Barrierefreiheit“ zu arbeiten.

In den Einstellungen findet man die verschiedenen Funktionen meist unter dem Punkt Bedienungungs- oder Eingabehilfen. Im entsprechenden Menüpunkt lassen sich hier nun die verschiedenen Funktionen aktivieren, so auch der Screenreader Talkback. Wird Talkback aktiviert, so wird man auch hier darauf hingewiesen, dass sich die Bedienung des Telefons grundlegend ändert.

Es können diverse Einstellungen für Talkback vorgenommen werden, die im Detail von Google beschrieben werden:

Wie bekomme ich einen ersten Eindruck von meiner App mit Talkback?

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Um nun zu erfahren, wie barrierefrei die App mit Talkback ist, sollte der Screenreader, wie oben beschrieben, aktiviert werden. Anschließend kann die entsprechende App gestartet werden.

Die App kann dann, wie mit VoiceOver, über die Wischgeste „ein Finger nach links oder rechts“ erkundet werden. Damit bewegt man sich nun von Element zu Element.

Dabei sollte Talkback nun jedes Element sinnvoll sprechen. Es sollte nicht nur die Art, sondern auch die Funktion des Bedienelements deutlich werden. Es sollte z.B. „Schließen“ anstatt „Schalter“ oder einer anderen kryptischen Bezeichnung gesagt werden. Auch sollte man bei diesem Test darauf achten, dass Talkback den Elementtyp, wie etwa Schalter, Überschrift, Auswahlliste, usw., ansagt.

Alle der Logik nach bedienbaren Elemente sollten sich entsprechend bedienen lassen.

Mit diesen Möglichkeiten bekommt man nun einen ersten, teilweise guten, Eindruck über die Bedienbarkeit der Apps unter iOS/iPadOS und Android. Werden schon bei diesem Ersteindruck Mängel festgestellt, so sollte man die Feedbackmöglichkeiten der Apps/des jeweiligen Stores nutzen und die Probleme den Entwickelnden melden. Auch bei späteren eingehenden Tests sollte diese Möglichkeit stets genutzt werden. Damit erhalten auch die Entwickelnde ein wichtiges Feedback bezüglich der Nutzbarkeit der App durch Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen.

Stephan Heinke · · CC-BY-SA 4.0